Seit den Anfängen des Internetbooms, Mitte der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrtausends, beschäftigt die Wahl der passenden Schriftart die Web-Designer auf dem gesamten Globus.
Das Einbinden von Schriften in Webprojekte ist von jeher ein breites und komplexes Themengebiet. Vor allem das große Problem der Rechte ließ bisher keinen einheitlich unterstützten Standard zu.
Microsoft führte 1997 / 98 mit dem Internet Explorer 4 das Embedded OpenType-Format (kurz: EOT), eine im stark komprimierte Version von OpenType, ein. Zum Erstellen von diesen eot-Dateien stellte das Redmonder Unternehmen das Web Embedding Fonts Tool (WEFT) zur Verfügung.
Eingebunden wurden diese Schriften über die @font-face-Definition in den internen oder externen Stylesheet-Angaben.
<style type="text/css">
@font-face { font-family:ajax; src:url(ajax.eot), url(ajax.pfr); }
</style>
...
<p style="font-family:ajax">Text in Garamond</p>
@font-face wurde vom W3C bereits Mitte 1998 mit CSS2 eingeführt, jedoch wegen mangelhafter Browserunterstützung in der Revision 2.1 wieder rausgestrichen.
Im zukünftigen, modular aufgebauten CSS3 wird diese Art der Fontbeschreibung in Form eines eigenen Webfonts Moduls in überarbeitet wiederbelebt. Nach aktuellem Stand sollen hierbei die folgenden Schriftformate unterstützt werden:
Trotz der 10 jährigen Geschichte von @font-face halten sich die Browserentwickler aus den verschiedensten Gründen zurück, es in ihre Web-Renderer zu implementieren.
Doch was ist es, was die Mehrheit der Browserentwickler zurückhält? Ein Punkt ist die rechtliche Seite einer solchen Implementierung.
Jede Schriftartendatei unterliegt dem Urheberrecht, darf also nicht frei und ohne Erlaubnis des Autors veröffentlicht und verbreitet werden. Doch genau dies geschieht, wenn man eine solche Datei auf dem Webserver platziert und durch das Einbinden in die eigene Homepage praktisch jedem zugänglich macht.
Da dies eine Urheberrechtsverletzung darstellt, ist es durchaus möglich, dass nach dem Bekanntwerden rechtliche Schritte gegen den Websitebetreiber eingeleitet werden, oder er zumindest eine Abmahnung zugesandt bekommt.
Bei Bildern und schriftlichen Werken (Liedtexte, Bücher, …) wird im Internet bereits seit langem so verfahren.
Da die großen Firmen der Schrifterstellungsbranche verständlicher Weise Interesse daran haben, ihre Produkte weiterhin gegen Lizenzgebühren gut zu verkaufen, werden diese Druck auf die Browerentwickler ausüben um eine ausartende Verbreitung ihrer Werke zu verhindern.
Nach Jahren des Stillstandes scheint nun endlich Bewegung in Sachen Web-Fonts zu kommen.
So hat Microsoft jüngst, wie Bill Hill im IE8Blog berichtet, die Ascender Corporation, einem der größten Schriftersteller der USA, zur Unterstützung des EOT-Formates überzeugt.
Dank des Programmieres Dave Hyatt unterstützt der Webkit-Browser als erster Web-Fonts nach CSS3. Dadurch ist davon auszugehen, dass @font-face bald auch im weitaus verbreiteteren Safari in einer der nächsten Hauptversionen Einzug hält.
Mozilla wird sich mit Sicherheit nicht lumpen lassen und zur gegebener Zeit Firefox ebenfalls entsprechend nachrüsten.
Fazit:
Ich halt @font-face für eine interessante und überaus coole, aber auch gefährliche Sache – und das nicht wegen der rechtlichen Seite.
Meiner Meinung nach gefährlich ist der übertriebene Einbau. Stellt euch nur mal Seiten vor, die 10-20 verschiedende Schriftarten benutzen – ganz abgesehen von den unzählichen Schriften, die man nur mit Mühe lesen kann. Bedenklich dabei ist ebenso die Gesamtgröße der zu übertragenden Schriften.
Ich gehe fest davon aus, dass in den kommenden zwei Jahren Web-Fonts sehr an Bedeutung gewinnen.